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therapaed - wer ist das eigentlich ?
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Von meinem Großvater Verus die edle
Gesinnung und das gelassene Wesen.
Von dem, was man von meinem Vater erzählt hat, und
dem, was ich selber noch von ihm weiß, die Bescheidenheit und den
männlichen Sinn.
Von meiner Mutter die Gottesfurcht und die offene
Hand. Und die Scheu nicht nur vor bösem Tun, sondern auch vor bösen
Gedanken. Und dann die einfache Lebensweise, weit ab von der Art reicher
Leute.
Von meinem Urgroßvater den Grundsatz, nicht zu
öffentlichen Unterhaltungen, Vorträgen, Rezitationen und dergleichen zu
gehen. Und die Gewohnheit, sich gute Lehrer zu Hause zu halten, und die
Einsicht, dass man für solche Dinge nicht genug ausgeben kann.
Von meinem Erzieher den Grundsatz, weder für die "Grünen" noch für die "Blauen" Partei
zu nehmen [...]. Und die Kraft, Mühsal zu ertragen und wenig zu
bedürfen, und die Fähigkeit, wenn erforderlich, selber Hand anzulegen.
Und nicht vielerlei zu treiben. Und die Unzugänglichkeit gegen
Verleumdung. (1. Buch, Absätze 1-5)
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Marc Aurel
Selbstbetrachtungen
ca. 171-180 |
Marcus (Annius Verus) Aurelius war
ein bedeutender Kaiser des Römischen Reiches. Doch als er am 26. April
121 n. Chr. geboren wurde, konnte niemand ahnen, dass Marcus jemals den
Thron besteigen würde. Erst die Weitsicht des Kaisers Hadrian, der den
Onkel des Jungen adoptierte und damit zu seinem Nachfolger bestimmte,
eröffnete ihm den Zugang zur Herrschaft. Obwohl Antoninus Pius (der Fromme),
der den Neffen Marc seinerseits adoptierte, ein guter Kaiser war und Marc Aurel
stark beeinflusste, ging es Hadrian von Anfang an um den Jungen. Der
ernste und gewissenhafte Marcus sollte ihm als sein Adoptivenkel eines
Tages auf den römischen Kaiserthron folgen. |
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Vom Erben und vom Lernen ...
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Marcus und sein
"Großvater" Hadrian sind nicht miteinander verwandt. Marc
Aurel erbt von ihm die Herrschaft, doch ihre leibliche Abstammung
teilen sie nicht. Der junge Marcus, der nicht zur Herrschaft geboren ist,
fürchtet sich vor dem Kaiserthron. Er ist ein langsamer Denker und tut
sich beim Lernen schwer. In der Tatkraft und Bescheidenheit seines Onkels
findet er ein prägendes Vorbild. Und die Philosophie seines Lehrers
Iunius Rusticus - eine Form der Stoa* - wird für ihn zum Maßstab seines
Denkens und Handelns. Die Aufzeichnungen "An sich selbst" (Selbstbetrachtungen)
des philosophierenden Kaisers sind ein faszinierender Bericht über das Denken. Und über das Lernen,
dem Marc Aurel weit mehr Bedeutung beimisst als der ererbten
Macht. Mitten in den Kriegen, die mit der Kaiserherrschaft auf ihn überkommen
sind, spricht er von Mildtätigkeit, Nachsicht und Glück. Zeit seines
Lebens müht er sich, das auszufüllen, wofür er sich nicht geschaffen
sieht: die Herrschaft über andere. Er glaubt nur an das eine Schicksal,
nämlich sein Leben in eigener Verantwortung leben zu müssen. |
Für meinen freien Willen ist
der meines Mitmenschen ebenso gleichgültig wie sein Atem und sein
Fleisch. Denn, wenn wir auch noch so sehr umeinander willen da sind, so
ist doch die herrschende Vernunft eines jeden von uns ihr eigener Herr.
Denn sonst könnte ja die Schlechtigkeit meines Mitmenschen mein Unglück
sein. Das aber hat Gott nicht gewollt, damit es nicht in der Macht eines
anderen stände, dass ich unglücklich bin. |
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
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Marc Aurel
Selbstbetrachtungen
8. Buch, Absatz 56 |
Erben und Lernen sind heute ein wichtiges Thema.
Dabei geht es in der öffentlichen Meinung meist um materielle
Voraussetzungen und Bildungspolitik. Die Wissenschaft spricht dagegen von
Konditionen und Möglichkeiten - d.h. Lebensbedingungen und
Entwicklungschancen. Befasst man sich mit der Biologie des Menschen,
meint man seine "genetische Ausstattung" einerseits, seine
Anpassungsfähigkeit andererseits. Doch nur ein Narr kann glauben, dass
eine Erbschaft eine Ausbildung ersetzen kann, oder das einfache Wachstum
des Kindes seine Erziehung. Vielleicht fällt der Apfel nicht weit vom
Stamm, aber dort bleibt er selten liegen.
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Reifung und Entwicklung, das im Menschen angelegte Wachsen
und seine wechselseitige Prägung durch die Umwelt stehen nebeneinander.
Wir bleiben nicht das Kind, als das wir geboren werden. Auch wenn wir und
andere an uns noch heute die Wesenszüge unserer Kindheit erkennen
können, so ist es doch gerade das Leben in der Gemeinschaft, das sie
erkennbar macht. Die Welt, wie wir sie sehen und erleben, ist eine "erlernte"
Welt. Sehen und Begreifen geschieht nicht allein durch unsere Augen
und ein isoliertes Gehirn. Es geschieht vor dem Hintergrund der Bilder,
die wir erklärt bekommen, und der Sprache, die unsere Eltern und
Geschwister, unsere Freunde und unsere Gesellschaft sprechen. |
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Therapie - Pädagogik - Edukation
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Was wäre aber, wenn wir die Sprache unserer
Eltern nicht verstünden? Was geschieht mit unseren Kindern, wenn sie die
Bilder nicht verstehen, die wir ihnen zeigen? Sie lernen an unserem
Vorbild die Welt zu begreifen: Wie man läuft und spricht, wie man
isst und spielt, wie man liest und schreibt, wie man Freunde gewinnt und
eine Partnerschaft eingeht, wie man arbeitet und seine Freizeit gestaltet.
Die Umwelt - Freunde, Nachbarn, Lehrer - erwarten, dass unsere Kinder ihre
Sprache sprechen, dass ihr gemeinsames Verhalten sie verbindet. Wir sind
selbst die Zeugen und Lehrer dieser Gemeinschaft. Was ist aber, wenn
unsere Kinder das Gemeinsame nicht lernen?
Verhaltensstörungen sind Ausdruck der unverstandenen Gemeinschaft.
Egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene - "gestörtes
Verhalten" bedeutet einen Bruch mit den Werten und Regeln der
Gesellschaft. Für die Therapie macht es einen Unterschied, aus welchem
Grund die Anforderungen der Umwelt nicht erfüllt werden. Doch für den
Umgang der Gesellschaft mit dem Einzelnen ist es unerheblich. Andersartigkeit
kann eine Krankheit oder ein Lebensstil sein. Stets wird es jedoch
schwer sein, das andere Verhalten vor der Gemeinschaft zu rechtfertigen.
Wie auch immer wir gestörtes Verhalten behandeln: Die Therapie kann die
Pädagogik nicht ersetzen. Wenn alle Hindernisse beseitigt sind, die
unseren Kindern die Einsicht in die Regeln der Gemeinschaft erschweren,
dann müssen sie ihre Werte dennoch erlernen. |
Den Göttern verdanke ich,
dass ich gute Großväter, gute Eltern, eine gute Schwester, gute Lehrer,
gute Hausgenossen, Verwandte, Freunde, überhaupt benah lauter gute
Menschen um mich hatte.
Marc Aurel
Selbstbetrachtungen
1. Buch, Absatz 17 |
Sie können es besser!
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therapaed kann Ihnen helfen, diese Aufgabe neu zu sehen und
anders auszufüllen. Dabei geht es um Ihre Sicht der Dinge! Durch
die Verhaltenstrainings von therapaed -
zunächst v.a. für Eltern* - haben Sie die Möglichkeit, die Perspektive
zu wechseln. Erleben Sie Freude und Streit in der Familie, wie Ihr Kind
sie wahrnimmt. Können Sie sich vorstellen, wie sich eine Lehrerin
angesichts von 30 eigenwilligen Kindern in der Schulklasse fühlt? Waren
Sie bereits einmal in der Wohnung Ihres Nachbarn, der sich über
Kinderlärm und laute Musik beklagt? Niemand weiß mehr als Sie über
Ihr Kind und seine Probleme. Sie sind über seine Störungen und
Auffälligkeiten gut informiert. Was aber hat davon im Alltag tatsächlich
Bedeutung?
Informieren Sie sich auf diesen Seiten über die Idee
und die Mitarbeiter von therapaed. In einem
eigenen Bereich der Homepage finden Sie Erläuterungen über
(psychiatrische) Störungen, deren Beginn in
Kindheit und Jugend liegen. Des weiteren werden Ihnen die aktuell
angebotenen Trainings vorgestellt sowie
Informationen über eigene und externe Materialien
präsentiert. Unter Kontakt sind verschiedene
Möglichkeiten aufgelistet, wie Sie mit therapaed und mir persönlich Verbindung
aufnehmen können.
Das Angebot dieser Homepage wird laufend überarbeitet und aktuell
erweitert. Ich würde mich freuen, Sie erneut auf diesen Seiten begrüßen
zu dürfen.
Dr. Johannes Streif
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* therapaed bietet derzeit
ausschließlich Verhaltenstrainings für Eltern hyperaktiver Kinder.
Weitere Angebote für Lehrer und Kinder sowie für
andere Störungsbereiche sind in Planung.
Bitte besuchen Sie die Homepage zu einem späteren
Zeitpunkt erneut. |
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* Stoa: Philosophische Strömung der Antike, um
300 v. Chr. durch den Griechen Zenon von Kition begründet. Marc Aurel
gehörte der sogenannten "Jüngeren Stoa" an, die im Römischen
Kaiserreich die Form einer Staatsethik annahm. Sie lehrte die Einheit von
Gott und Natur, einen auf dem damaligen Naturverständnis aufruhenden
Materialismus und die Willensfreiheit des Menschen. |
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